Gemeinsam mehr erreichen? Interview mit WoodenValley

Nachhaltige oder regenerative Projekte zu unterstützen, ist nicht nur eine Investition in unsere Zukunft, sondern auch eine Chance, aktiv Teil eines Wandels zu sein. WoodenValley ist eine gemeinnützige Organisation in Verantwortungseigentum, bei dem die Mitarbeitenden aktiv an Entscheidungsprozessen und dem Unternehmenserfolg beteiligt sind. Die Werte des Verantwortungseigentums bilden die Grundlage für eine neue Art der Unternehmensführung, die auf dem Gleichgewicht von wirtschaftlichem Erfolg, sozialer Verantwortung und Mitbestimmung basiert. Da lag eine Crowdfunding-Kampagne für die Finanzierung des neuesten Bildungsprojekts Wood.ii nahe. Doch WoodenValleys Erfahrungen zeigen, dass Crowdfunding nicht für alle die passende Finanzierungsmethode ist, um möglichst viele Menschen einzubinden. Wir haben mit den beiden Gründer*innen Kamila Pasko und Robert Böker über nachhaltiges Investieren gesprochen.

Wie ist die Idee für WoodenValley entstanden, und was ist eure Vision für das Projekt?

Mila:

Ich habe 2019 auf dem Tiny House Festival Inspiration in einem Tiny Haus-Modell gefunden, das Studierende dort ausgestellt haben, und habe seitdem davon geträumt, selbst eins zu bauen, welches die Cradle to Cradle Denkschule aufgreift. Während Corona 2020 habe ich dann meinen Job verlassen, ich war 13 Jahre in der Tourismusbranche tätig. Damals bin ich Robert über den Weg gelaufen. Wir kennen uns aus der Schule und hatten uns 20 Jahre nicht gesehen. Auf einem Miniklassentreffen habe ich von diesem Haus erzählt und von der Idee, dass darin Workshops für Kids stattfinden könnten, um sie mit der Stadtnatur zu verbinden. So kam die Gründungsidee zustande. Heute arbeiten wir mit einem Team von aktuell 14 Menschen in den drei Säulen Bildung, Forschung und Praxis. WoodenValley soll eine Plattform für Menschen sein, die neue Formen des Arbeitens, Lebens und Wirtschaftens ausprobieren wollen. Es geht nicht nur um den physischen Ort, sondern um die Idee, dass Kooperation und Gemeinschaft die Basis für nachhaltiges oder regeneratives Bauen  sind.


Ihr habt gerade eine Crowdfunding-Kampagne abgeschlossen für euer neuestes Bildungsprojekt wood.ii. Wie ist das gelaufen?

Robert: Ehrlich gesagt ernüchternd. Trotz der gezielten Ansprache von etwa 800 Personen und der Nutzung verschiedener Plattformen, wie Startnext und einer regionalen Kampagne mit den Stadtwerken Stuttgart, blieb der größere Erfolg aus. Es hat uns sehr viel Ressourcen in den letzten Monaten gekostet und ich würde das nicht nochmal auf diese Weise machen.

Wenn ihr auf eure Erfahrungen zurückblickt: Was waren die größten Überraschungen und Herausforderungen?

Robert: Das Crowdfunding war für uns ein wichtiger Schritt, um unser Netzwerk zu testen. Es ging darum herauszufinden, wer unser Projekt nicht nur gut findet, sondern wirklich bereit ist, es zu unterstützen. Interessanterweise kam aus Ecken, die starkes Interesse signalisiert hatten, wenig oder gar keine Unterstützung. Das hat uns gezeigt, dass Zustimmung nicht automatisch in Hilfe umschlägt. Ein großer Stolperstein war auch, dass viele Unternehmen Schwierigkeiten hatten, sich schnell zu entscheiden. Ihre internen Prozesse – sei es bei der Freigabe von Geldern oder der Abstimmung mit anderen Abteilungen – sind oft nicht mit den Zeitplänen einer Kampagne kompatibel. Dennoch war die Aufmerksamkeit, die durch die Kampagne entstanden ist, wertvoll. Menschen und Organisationen haben uns kontaktiert und gefragt, wie sie auf anderem Wege helfen können. Das zeigt, dass auch eine „verpasste“ Kampagne langfristige Türen öffnen kann.


Ihr habt erwähnt, dass es hilfreich sein kann, vor einer Kampagne schon Verbindlichkeiten einzuwerben. Habt ihr das ausprobiert?

Mila:  Ja, wir haben im Vorfeld versucht, Verbindlichkeiten einzuholen. Die Idee war, schon vor dem Start der Kampagne klare Zusagen zu bekommen, um einen stabilen Grundstock zu schaffen. Leider hat das nicht wie erhofft funktioniert. Die Unternehmen und Privatpersonen, die wir angesprochen haben, wollten sich oft nicht festlegen, oder es kamen keine endgültigen Zusagen zustande. Das war frustrierend, denn wir hatten viel Energie in diesen Vorlauf gesteckt. Im Endeffekt sind wir dann ohne Vorab-Zusagen in die Kampagne gestartet. Es hat sich gezeigt, dass die reine Strategie „erst Zusagen sammeln, dann starten“ in der Praxis nicht immer funktioniert. Gleichzeitig glauben wir, dass dieses Vorgehen in anderen Kontexten hilfreich sein kann.

 

Ihr setzt nicht nur auf Crowdfunding als ein Werkzeug, sondern auch auf andere Formen der Finanzierung, wie zum Beispiel privaten Investitionen. Welche Vorteile seht ihr darin?

Robert: Durch private Investitionen ist es für uns viel besser möglich, Personen in unsere Arbeit einzubinden. Zu einem unserer ersten Finanzierer haben wir beispielsweise eine enge Beziehung aufgebaut, und daraus ist später sogar eine Teilhabe als Gesellschafter entstanden. Wir wollten dieses Modell wiederholen und haben versucht, andere Impact-Investoren ähnlich anzusprechen. Dabei sind wir jedoch oft auf Widerstände gestoßen. Viele Menschen öffneten zwar ihre Herzen, aber nicht ihre Brieftaschen. Das lag nicht daran, dass sie uns oder unser Projekt nicht gut fanden, sondern weil der letzte Schritt – die finanzielle Unterstützung – nicht automatisch daraus folgt, dass sie uns mögen und vertrauen, sondern noch auf anderen Faktoren beruht.


Wie hat sich eure Finanzierungsstrategie über die Zeit verändert?

Mila: Wir haben uns im Laufe der Zeit professionalisiert. Am Anfang haben wir versucht, Unterstützer:innen in unsere Gemeinschaft einzuladen, fast so, als würden wir eine Familie erweitern. Das hat bei einzelnen Menschen funktioniert, war aber kein nachhaltiges Modell. Heute setzen wir auf eine ausgewogene Mischung: Wir bleiben sehr nahbar und authentisch, aber wir arbeiten verstärkt mit Fakten und konkreten Angeboten. Diese Balance – Menschen einerseits emotional anzusprechen und ihnen andererseits klare Informationen zu geben – hat sich für uns als erfolgreicher erwiesen.


Finanzielle Stabilität ist ein großes Thema. Wie schafft ihr es, langfristig unabhängig zu bleiben?

Robert: Ein wichtiger Schritt war es, Beratung und private Aufträge als Einnahmequellen zu nutzen. Mit diesen wirtschaftlichen Projekten finanzieren wir unsere gemeinnützigen Aktivitäten. Das gibt uns Gestaltungsfreiheit und die Möglichkeit, unsere Ideen ohne ständige Abhängigkeit von Förderungen umzusetzen. Wir haben gelernt, dass es entscheidend ist, diese Art von Querfinanzierung in den Blick zu nehmen. Es dauert, sich so etwas aufzubauen, aber es ist ein starkes Fundament, auf dem wir wachsen können. Unsere Erfahrung zeigt: Wenn du gestalten willst, brauchst du finanzielle Mittel – und zwar solche, die du selbst kontrollieren kannst.

 

Was sind eure nächsten Schritte und wie können andere euch unterstützen?

Mila: Wir starten rund um wood.ii gerade ein neues Förderprogramm, auf das wir sehr stolz sind. Gleichzeitig suchen wir aktuell eine*n pädagogische Referent:in, um unser Team zu verstärken. Wir freuen uns über jede Unterstützung – sei es durch Verbreitung unserer Arbeit, Mitmachen oder direkte finanzielle Beiträge. Aus einigen Ehrenämtern sind auch schon feste Jobs bei uns entstanden. Weil unsere Vision Menschen bewegt.