Gemeinsam Wandel werden: Kollektive Prozesse und Innere Arbeit im Reallabor
Eindrücke aus dem Reallabor zu Kulturwandel und Innerer Arbeit
Zu Vogelgezwitscher und dem Geruch von feuchtem Tau auf den Wiesen stapfte die Gruppe der Teilnehmenden des Reallabors vor ein paar Wochen über die Wiese des WBZ-Geländes. Wir starteten mit einer Naturexkursion in Stille, um der tieferen Motivation für die eigene Teilnahme nachzuspüren – und gleich zu Beginn genau dort zu landen, wo der Wandel beginnt: bei dir selbst.
Was geschieht denn da, wenn wir uns zuerst mit uns selbst verbinden, bevor wir ins (gemeinsame) Handeln gehen? Welche Qualitäten entstehen, wenn wir aktiv in die Stille lauschen oder zuhören, bevor wir diskutieren? Und was sind denn eigentlich relevante ‚soft skills‘ und Organisationsstrukturen für nachhaltigen Kulturwandel in Verbindung mit Innerer Arbeit? Diese Fragen, und viele weitere Fragen begleiteten uns durch das LAB des Reallabors Zukunft, in dem wir mit Methoden aus der IDG-Arbeit, dem AQAL-Modell und anderen Tools erforschten, wie innerer und äußerer Wandel sich gegenseitig bedingen und stärken können.
Der Wert von Innerer Arbeit wird spürbar, wenn es regelmäßige Einladungen und Raum zum individuellen undgemeinsamen Innehalten gibt. Doch dieses Privileg ist nicht immer so einfach verfügbar im schnellen Alltag. Es wurde deutlich: Innere Arbeit lebt von der bewussten, stetigen Ausrichtung, der konsequenten Entscheidung für regelmäßige Pausen, Reflexion und lebendigem Dialog zwischen dem Innen und dem Außen.

Doch die fundamentale Grundlage dafür ist und bleibt die individuelle Bereitschaft! Die Bereitschaft Ja zu sagen – den Herausforderungen zu begegnen, die nicht nur im Außen, sondern auch im Inneren liegen – tief verborgen in alten Geschichten und ganz persönlichen Prägungen.
Der Bereitschaft zur Konflikt-Offenheit, anstatt Konflikten auszuweichen; Machtverhältnisse zu reflektieren, oder der Fähigkeit Komplexitäten aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, individuellen Wahrnehmungen und diverser Sozialisierung zu sehen und anzuerkennen.
Und da reibt sich der Auftrag zur Inneren Arbeit manchmal am Kollektiven. Denn wie funktioniert nachhaltige Teamarbeit im Sozialunternehmertum, wenn die gemeinsame Haltung zu Innerer Arbeit undefiniert oder sehr weit auseinander geht? Nicht immer wird persönliche Befindlichkeit, Innenschau, therapeutische Begleitung oder gewaltfreie Kommunikation als etwas Positives angesehen. Einige der Teilnehmenden berichteten von Erfahrungen im Projekt- oder Unternehmensalltag, in denen keine gemeinsame Ausrichtung oder Wertschätzung bezüglich Innerer Arbeit vorhanden war – und was anfangs unproblematisch erscheint, wird irgendwann zu großen, schweren Steinen im Getriebe, wo persönliche Erfahrung, Geschichte oder Trauma, gut getarnt hinter professioneller Distanz und Produktivität, ganze Entscheidungsprozesse für lange Zeit blockierten. Oder, als Gegenstück dazu, monatelange Prozessarbeit den Teamgeist restlos erschöpfte.
Wann ist es also Zeit für bewusste Innere Arbeit, und wann braucht es den guten alten Pragmatismus? Wann ist es dran Feedback zu geben, wenn bestimmte Sachverhalte in den privaten Kontext einer Traumatherapie gehören oder wann sollte die Kommunikationskultur auf den Prüfstand gestellt und überholt werden? Wenn das so leicht wäre!
Kulturwandel, so wird uns klar, scheint vor allem bewusste Navigation und Fingerspitzengefühl zu erfordern: individuell UND kollektiv. Wandel zeigt sich uns als kein fester Punkt auf der Landkarte, sondern ein Weg, der sich im Gehen selbst formt und Orientierung entsteht dabei, durch die Bereitschaft innezuhalten, zu beobachten, manchmal bewusst zu verlernen, Neues zu begreifen, zu justieren und gemeinsam weiterzugehen.

Wandel ist somit vielleicht kein weiteres Ziel auf der Landkarte, sondern der Prozess selbst? Während dieKompassnadel, ständig in Bewegung, sich verschiebt und neu ausrichtet, lernen wir als Einzelne und als Gemeinschaft uns aufeinander einzustimmen, gemeinsam Zukunft zu gestalten und ganz besonders, durch die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen und darin mit uns Selbst und Miteinander in Beziehung sind gemeinsam Wandel zu sein – und erschaffen somit, Schritt für Schritt, die Zukunft, die wir träumen.
Wenn du Lust hast mehr zu diesen Themen zu erfahren, komm zu unserem Reallbor Zukunft Infocall am 22.10 – dort geben wir alle relevanten Informationen zum Reallabor Training, dass im Juni 2025 starten wird. Alle Informationen findest du auf der Website.
Fotoscredits: Carolin Konrad