Mehr Gemeinschaft wagen!

Der Wert von „Communities of Practice“ für den gesellschaftlichen Zusammenhalt

Die aktuellen Entwicklungen, die Wahlergebnisse in den USA, das Scheitern unserer Bundesregierung und die globalen Spannungen und Konflikte zeigen die Gräben in unserer Gesellschaft auf und ziehen nicht an uns vorbei. In diesen turbulenten Zeiten möchten wir mit diesem Text Hoffnung machen. Denn wir tragen die Zukunft nicht nur im Namen, sondern sind schon seit unserem Gründungsmoment 2015 ein Zukunftsort – auch wenn es diesen Begriff damals noch nicht gab.

 


„Zukunftsorte sind Orte, an denen bereits vorhandene Lösungen in die Praxis überführt werden, wo experimentiert und entwickelt wird, wo Wissen vermittelt und zugänglich gemacht wird, wo Menschen zusammenkommen, um miteinander zu lernen, sich gegenseitig zu unterstützen und zusammen zu wachsen.“

(Johannes Comeau-Milke, Vorstand der Wir bauen Zukunft eG).

 


Als Teil des Netzwerks Zukunftsorte stehen wir in einem deutschlandweiten Zusammenschluss von innovativen Projekten, die gemeinsam ländliche Räume neu gestalten und lebendige, nachhaltige Orte schaffen. Das Netzwerk Zukunftsorte verbindet zukunftsorientierte Initiativen, die nachhaltiges Wirtschaften, soziales Miteinander und kreative Lösungen in ihren Regionen voranbringen. Durch den Austausch von Wissen, Ressourcen und Erfahrungen wird ein starkes Netzwerk gebildet, das gemeinsam gesellschaftliche Herausforderungen angeht und ländliche Regionen als attraktive Lebens- und Arbeitsräume stärkt. Mit diesem Text schauen wir auf 9 Jahre Aufbau und Wirkung in der Region zurück.

Damals, im November 2015, war alles ein Traum…

Da kamen erstmal die Menschen zusammen, die 2016 das Gelände von Wir bauen Zukunft kaufen und im Sommer darauf die Genossenschaft gründen sollten. Das Foto hängt im Foyer. Es wurde im Wohnzimmer von Gründungsmitglied Lale Rohrbeck aufgenommen, wo einer der ersten so genannten Traumkreise stattfand. Die Menschen auf dem Foto waren Teil des ersten Earthship-Bau Deutschlands auf Schloss Tempelhof oder des Innovationscamps POC21 rund um die damalige Klimakonferenz COP21 bei Paris. Und schon damals waren einige von uns sehr verbunden mit der Region hier.

 

Wir alle träumten davon, ein dauerhaftes Reallabor und einen Ort aufzubauen, der erlebbar werden lässt, wie ein nachhaltiges, regeneratives Arbeiten und Leben aussehen kann. In mehreren Treffen entwickelte die Gruppe auf Basis ihrer Träume mit der Methode des Dragon Dreamings einen gemeinschaftlichen Fahrplan und die Motivation für die Entwicklung des Geländes in Nieklitz. Heute gibt es nun nicht mehr nur uns hier, sondern ein lebendiges Ökosystem an Orten und Gemeinschaften, die rund um uns herum zur regionalen Entwicklung und eine gesellschaftlichen Miteinander beitragen.

Seither mit Wirkung für die Region

In Zeiten in denen der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet, wollen wir mit unserem Projekt auf mehr Gemeinsamkeiten setzen. Denn leider fühlen sich besonders in ländlichen Regionen viele Menschen abgehängt. Hier setzen wir an: Als Begegnungsort fördert unser Projekt den Austausch, die Stärkung regionaler Strukturen und bietet vielfältige Mitmachprojekte.

 

Zur Genossenschaft gehören heute 25 Personen und 30 investierende Mitglieder. Doch unser Projekt verbindet so viel mehr Menschen mit der Region – durch ein Netzwerk aus über 4000 Unterstützer:innen, Partner:innen und Interessierten. Über 30 Menschen und Familien sind in der Umgebung sesshaft geworden, weil es unseren Ort hier gibt. Mit Telegram-Kanälen fördern wir den selbstorganisierte Austausch durch Mitfahrgelegenheiten, eine regionale Tauschbörse und Neuigkeiten aus der Region. Mit Ferienangebote für Kinder und Jugendliche aus der Region und regelmäßigen Tagen der Offenen Tür und Seminaren zu Themen wie Bürgerenergie, nachhaltige Landwirtschaft, Holzbau, gewaltfreie Kommunikation und Sozialunternehmertum schaffen wir Räume für Vernetzung, Bildung und gemeinsames Handeln.

 


Regionaleffekte in Zahlen

  • Anzahl Arbeitsplätze: derzeit 15 Personen in Festanstellung, zusätzlich 20 Personen in regelmäßigen ehrenamtlichen Engagement
  • Anzahl der Besucher:innen in Nieklitz in 2024: ca 2.500  Personen
  • Regelmäßige Bestellungen und Partnervereinbarungen mit lokalen Zulieferern, Bäckern, Landwirtschaftsbetrieben, Handswerksbetrieben mit Einkaufsumsätzen von jährlich ca. 200.000 €
  • 30+ Menschen und Familien, die in der Umgebung sesshaft geworden sind
  • 4 zusätzlich angesiedelte Gewerbe, mit insgesamt 8 festen Arbeitsplätzen und zusätzlichen Auftragsvergaben an Subunternehmen
  • Beschäftigung von Freelancern und Beauftragung von regionalen Unternehmen und Selbstständigen, deren Aufträge direkt oder indirekt über das Projekt kommen

Gekommen, um zu bleiben

Heute haben wir die Rückendeckung der lokalen Politik und sind fest eingebunden in die regionale Entwicklung des Landkreises Ludwigslust-Parchim, sowie der  zukunftsfähigen Ausrichtung Mecklenburg-Vorpommerns. Die langjährig bestehenden Partnerschaften mit dem Biosphärenreservatsamt Schaalsee, dem Gründerzentrum der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestmecklenburg, DeveLUP, dem Landesverband für Kultur- und Kreativwirtschaft Kreative MV, sowie die Mitgliedschaft in der Genossenschaft CoWorkLand eG und im Netzwerk Zukunftsorte bestärken uns in unserer täglichen Arbeit. Und wo so viel bereits entstanden ist, da geht auch noch viel mehr.