Vorstandswechsel in der Genossenschaft – hallo, Lale!

Hallo, Lale und Johannes!

In der Geschichte von Wir bauen Zukunft schlagen wir ein neues Kapitel auf: In der Generalversammlung im Oktober 2023 haben die Genoss:innen die amtierenden Vorstände, Jannis Deutschmann und Johannes Milke, entlastet und einen neuen Vorstand gewählt. Jannis gibt den Staffelstab weiter an Lale Rohrbeck, die zusammen mit Johannes zum Vorstand der Genossenschaft gewählt wurde.

Herzlichen Glückwunsch zur neuen Rolle, Lale! Was hat dich dazu bewegt, dich zur Vorständin wählen zu lassen?

Ich „fühle“ diese Rolle schon seit der Mit-Gründung der Genossenschaft 2016. Als ich 2021 Mama wurde, lag mein Fokus zunächst exklusiv bei meiner Tochter und meiner neuen Familie. Irgendwann spürte ich aber den Wunsch, den Blick auch wieder auf andere Dinge zu richten, die mir wichtig sind. „Wir bauen Zukunft“ ist eines dieser Dinge – und die Zeit war reif.

 

… und herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl, Johannes! Die letzten 2 Jahre Vorstandszeit waren enorm anspruchsvoll mit vielen Höhen und Tiefen. Warum machst du weiter?

Für mich ist Wir bauen Zukunft ein Lebensprojekt. Ich bin angetreten, um meine Erfahrungen, meine Ideen und mein Netzwerk zu nutzen, um diesen inspirierenden Zukunftsort weiterzuentwickeln. Ich liebe diesen Ort und die Menschen in unserem Team und ich möchte weiterhin aktiv dazu beitragen und Verantwortung übernehmen.

 

Die letzten 2 Jahre waren häufig davon geprägt, Feuer zu löschen und tiefgreifende Veränderungen anzustoßen. Ich freue mich besonders darauf, in der nächsten Zeit in eine gewisse Laufruhe zu kommen und die Organisation langfristig zu stabilisieren. Manche Dinge brauchen einfach Zeit und ich bin sehr dankbar für das Privileg, in einer so besonderen Organisation zu arbeiten. Ich persönlich möchte WbZ als regeneratives Ökosystem weiterentwickeln, in die Fülle kommen, ein stabiles Team aufbauen und Menschen beim Wachsen unterstützen. In der Vorstandsrolle kann ich außerdem meine Führungskompetenzen weiterentwickeln, spannende Beziehungen aufbauen und es zudem vielen Menschen ermöglichen, diesen Ort kennenzulernen und zu bespielen.

Lale, du warst von 2016 bis 2021 bereits Vorstandsmitglied – wie hat sich die eG seitdem verändert?
Das lässt sich in Kürze schwierig darstellen. Es war eine richtige Weltreise mit vielen Höhen und Tiefen. Ein essentieller Punkt ist für mich das Hineinwachsen in den „Schuh“, der die Genossenschaft ist. Am Anfang stand ein Haufen begeisterter Hippies auf einer Spielwiese, der sich die Rechtsform Genossenschaft als Hülle aussuchte, ohne tatsächliche Ahnung, was das eigentlich genau bedeutet. Der Schuh sah gut aus und wurde auch von mehreren Seiten empfohlen, war aber noch viel zu groß. Ein paar von uns taten so, als wüssten wir, wie man die Schnürsenkel zumacht, konnten aber eigentlich nur einen Klettverschluss benutzen.

 

Jetzt sehe ich eine gut geführte und „ausgefüllte“ Genossenschaft mit klarer Ausrichtung und aufgeteilten Verantwortlichkeiten. Der Schuh passt, wird regelmäßig gefettet, fühlt sich gut an und das Bild ist stimmig. Das war ein immenser Weg, zu dem sehr viele Menschen beigetragen haben. Ich bin super stolz auf alles, was dazwischen liegt, und dankbar für alle, die den Weg mitgegangen sind.

 

Wie ergänzt ihr euch in euren Fähigkeiten?

Lale: Ich finde gerade noch heraus, welche Superpowers ich in der neuen Vorstandsrolle und in dieser Konstellation einbringen kann. Was ich jetzt schon weiß: dass ich mich in der Zusammenarbeit mit Johannes pudelwohl fühle. Uns verbindet ein starker Glaube an und eine Begeisterung für Wir bauen Zukunft. Er war der Erste, dem ich damals von dem Gelände und der Idee eines Projektes dieser Art erzählt habe. Jetzt mit ihm in dieser Konstellation zu arbeiten, fühlt sich deshalb absolut stimmig an. Vor allem für seinen scheinbar unerschöpflichen Vorrat an positiver Energie bin ich sehr dankbar.

 

Johannes: Wir können beide sehr gut visionäre Pläne entwickeln und bringen unterschiedliche Perspektiven ein, wie diese sich verwirklichen lassen. Lale trägt zudem eine absolute Ruhe und Leichtigkeit ins Vorstandsteam. Wir kennen uns schon lange, vertrauen einander und unterstützen uns gegenseitig, wo es grad gebraucht wird.

Johannes Milke und Lale Rohrbeck sind seit Oktober 2023 Vorstände der Wir bauen Zukunft eG (Bild: Michael Taterka)

Okay, Blick nach vorne: Welche Aufgaben wollt ihr im nächsten halben Jahr angehen?
Johannes: Das Thema Finanzen liegt ganz oben auf. Um die Vision unseres Geländes zu verwirklichen, braucht es in den nächsten Jahren große Investitionen. Neben der Erweiterung des Geschäftsmodells wird es deshalb viel darum gehen, die Investitionssummen für die geplanten (Bau-)Projekte zu akquirieren. Dazu gehört auch, unser Partnernetzwerk zu erweitern und neue investierende Mitglieder zu gewinnen, die sich in unserer Vision wiederfinden und Anteile zeichnen. Parallel dazu nutzen wir die Wintermonate, um die kommende Veranstaltungssaison vorzubereiten.

 

Lale: Ebenfalls im Fokus steht der Aufbau eines guten Teams und die sinnvolle Verteilung aller Aufgaben. Dabei geht es auch darum, eine regenerative Arbeitsweise zu erlernen, die den einzelnen Bedürfnissen und Kapazitäten der Menschen gerecht wird. Wie in vielen Projekten dieser Größenordnung gibt es auch bei uns nach wie vor eine Tendenz zu Überforderung und Überlastung. Dessen sind wir uns bewusst und setzen uns deshalb aktiv damit auseinander, wie wir trotz der Fülle an Aufgaben genug Raum für Regeneration schaffen können.

 

Welche Projekte und Pläne motivieren euch besonders?
Johannes: In den kommenden Wintermonaten hosten wir keine Gäste und können so den Blick stärker nach innen richten. Ich freue mich darauf, unsere internen Prozesse zu optimieren und einen Ort der Zugehörigkeit zu schaffen. Damit meine ich, dass wir noch besser darin werden, einander auf Augenhöhe zu begegnen, die Grenzen aller Beteiligten zu achten und Prozesse für Dialogräume zu entwickeln, in denen Reibungen geklärt werden können. Dafür setzen wir derzeit einen von außen begleiteten Entwicklungsprozess auf. Die Aussicht auf die daraus entstehenden Leitlinien für Umgangsformen, Konfliktkompetenzen und Konzepte für sichere Räume motiviert mich enorm und ich freue mich sehr auf die gemeinsame Reise mit dem Team und nächstes Jahr auch mit unseren Veranstaltungspartnern.

 

Außerdem verfolge ich aktuell sehr gespannt unsere Wirkungsmessung. Eine unserer Arbeitsgruppen beschäftigt sich damit, datenbasiert zu erfassen und auszuwerten, wie unser Projekt nachhaltige Veränderung wirkt – sozial, ökologisch, ökonomisch. Anhand dieser Ergebnisse können wir unsere Aktivitäten langfristig ausrichten, anpassen und verbessern.

 

Lale: Mich motiviert ehrlich gesagt einfach alles, was wir machen. Die Möglichkeit, derartig selbstbestimmt und eigenverantwortlich einen so wunderschönen Ort mit so tollen Menschen, die eigene Arbeit und das Umfeld mitgestalten zu können, ist die absolute Erfüllung all meiner Träume. Dazu noch dort, wo ich aufgewachsen bin und mich zuhause fühle. Ich feiere jede Minute, die ich damit verbringen darf. Und werde mich hoffentlich an diesen Satz erinnern, wenn es mal wieder anstrengender ist 😉